Auch zukünftig niedrige Löhne in der Alten- und Krankenpflege
Die Coronakrise wird sich insgesamt negativ auf die Entwicklung der Löhne und Gehälter in Deutschland auswirken. Allerdings wird das Pflegepersonal tendenziell von der Krise profitieren. Beschäftigte in der Krankenpflege könnten dabei höhere Lohnsteigerungen erwarten als in der Altenpflege. Spürbare Lohnanhebungen dürften hingegen ausbleiben. Die prognostizierten Gehälter in der Kranken- und Altenpflege bleiben weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Erfahre mehr in diesem Beitrag und auch, wie Pflegeberufe besser bezahlt werden könnten.
Gehaltsperspektiven bis 2022 in der Pflege
Mit Beginn der Coronakrise in Deutschland wuchs die Hoffnung bei vielen Pflegekräften endlich mehr wertgeschätzt und vor allem auch besser bezahlt zu werden. Plötzlich war man nämlich systemrelevant. Jetzt, wo die Pandemie schon beinahe zum Alltag gehört, hat die Aufbruchstimmung in der Pflege ein wenig den Schwung verloren. Offensichtlich scheint sich ein Großteil mit der einmalig ausgezahlten Corona-Prämie zufrieden zu geben oder den von einem Gehaltsvergleichsportal ermittelten Gehaltsperspektiven in der Pflege.
Inwieweit sich die Löhne in der Pflege und in anderen Branchen entwickeln, wurde nämlich von gehalt.de ermittelt. Aus deren Prognose geht hervor, dass der Zuwachs bei den Löhnen im Jahr 2021 in der Gesamtwirtschaft bei 0,3 Prozent liegt. Das ist ein deutlicher Rückgang, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lohnsteigerungsrate zwischen 2009 und 2019 rund 2,6 Prozent betrug.
Vergleichsweise gut davon kommen werden Pflegekräfte, deren Arbeitgeber nach Tarif bezahlen. Sie werden die Stagnation der Lohnentwicklung nicht sofort spüren. Lohnpolitische Entscheidungen und viele Tarifverträge wurden nämlich bereits vor der Pandemie beschlossen. Laut der Untersuchung könnten Beschäftigte in der Krankenpflege von einer relativ hohen Lohnsteigerungsrate profitieren (2020: plus 3,1 %; 2021: plus 2,1 %). Bei den Altenpflegekräften wird ein Lohnzuwachs in Höhe von etwa plus 2,6 Prozent im Jahr 2020 und plus 1,9 % im Jahr 2021 erwartet, wobei die Tarifbindung hier deutlich schwächer ausgeprägt ist.
Vergleicht man die prognostizierten Gehälter von Pflegefachkräften mit dem mittleren Gehalt von Fachkräften in der Gesamtwirtschaft, dann schneiden Pflegefachkräfte in 2021 jedoch nach wie vor schlecht ab. Während Fachkräfte in Deutschland dann rund 41.400 Euro verdienen, sind es bei den Gesundheits- und Krankenpflegern nur 39.749 Euro und bei den examinierten Altenpflegern sogar nur 33.788 Euro. Da hat der Applaus wenig gebracht. Aller Voraussicht nach, werden die sozialen Berufe auch zukünftig bei der Bezahlung benachteiligt.
Wie lassen sich Pflegeberufe besser bezahlen?
Pflegekräfte gehören deutlich besser bezahlt. Wer für die Personalmehrkosten am Ende aufkommen wird, ist unklar. Denn bislang fehlt ein Finanzierungskonzept. Möglich werden höhere Pflegelöhne durch diese vier Optionen:
1. Pflegekassen von Aufgaben entlasten
Heute werden aus der Pflegeversicherung auch versicherungsfremde Leistungen finanziert, wie zum Beispiel Zuschüsse zur Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung für pflegende Angehörige. Diese Leistungen könnten beispielsweise aus dem Steuertopf bezahlt werden. Damit bliebe mehr Geld für Pflegelöhne übrig.
2. Umbau der sozialen Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung
Finanziert wird die Pflegeversicherung aktuell aus Beiträgen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Rentnern. Würde die Pflegeversicherung zu einer Bürgerversicherung umgebaut, würden wesentlich mehr Menschen einzahlen. Nämlich alle Bürgerinnen und Bürger – auch die Beamten.
3. Pflegevollversicherung
Eine weitere Option orientiert sich am schwedischen System. In Schweden werden alle Pflegeleistungen über eine Pflegevollversicherung auf kommunaler Ebene finanziert. Dort ist die Versorgung in der Kranken- und Altenpflege voll steuerfinanziert. Das würde einen kompletten Systemwechsel bedeuten und der ist nun einmal nicht so schnell zu bewerkstelligen.
4. Beitragserhöhung
Die einfachste – aber nicht beste – Lösung ist natürlich die Erhöhung der Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung. 2018 waren nur 34 Prozent der Deutschen für eine Anhebung der Beiträge, wie eine Umfrage ergab. Ob Corona an dieser Haltung etwas geändert hat, ist bislang völlig unklar.
Fazit
Die Coronakrise wird sich negativ auf die Lohnentwicklung in Deutschland auswirken. Das Pfegepersonal wird aber tendenziell von der Krise profitieren, weil Tarifverträge bereits vor Corona beschlossen und verabschiedet wurden. Beschäftigte in der Krankenpflege könnten einen höheren Lohnzuwachs erwarten als Beschäftigte in der Altenpflege, was am Grad der Tarifbindung in beiden Bereichen liegt. Da wird schnell klar, dass hier zukünftig weiterhin eher die Krankenpflege profitiert, denn viele Pflegekräfte werden aus der Altenpflege in die Krankenpflege wechseln.
Allerdings wird es bei der prognostizierten Lohnentwicklung in der Pflege nicht zum großen Wurf kommen. Die erwarteten Einkommen in der Kranken- und Altenpflege bleiben insgesamt betrachtet, weiterhin auf einem niedrigen Niveau und unterhalb aller Fachkraftlöhne insgesamt in Deutschland. Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert.
Nur wenn die Gesellschaft dazu bereit ist, mehr Geld auszugeben, wird es höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege geben. 2018 stimmte nur ein Drittel der Deutschen für eine Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung, aus der die Löhne in der Altenpflege bezahlt werden. Und damals gab es noch kein Corona mit Kurzarbeit, Einkommensverlust und der allgemein schlechten Lohnentwicklung. Eine weitere finanzielle Belastung, wie es eine Beitragserhöhung nun einmal ist, wird sich die Mehrheit der Deutschen wohl nicht wünschen.
Fakt ist aber: Wertschätzung allein reicht nicht aus. Pflegekräfte haben vor allem auch eine bessere Bezahlung verdient. Nicht nur, weil sie eine gesellschaftlich wertvolle Arbeit leisten, sondern auch, damit sich mehr Menschen für Pflegeberufe entscheiden. Leistungsgerechte Löhne für Pflegekräfte müssen in einem so reichen Land wie Deutschland möglich sein!
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