Care Klima-Index Deutschland 2018 – Stimmung im Pflegemarkt wird kälter
Am Mittwoch wurde in Berlin der „CARE Klima-Index 2018“ vorgestellt. Der Index wird jährlich vom Marktforschungsunternehmen Psyma in Kooperation mit dem Deutschen Pflegerat e.V. ermittelt – zum ersten Mal für 2017. Er ist der deutschlandweit erste ganzheitliche Stimmungsindikator für den Zukunftsmarkt Pflege. Für das Stimmungsbild im Jahr 2018 wurden mehr als 2.000 Personen aus 9 Zielgruppen befragt: Apotheker, Ärzte, Industrie, Patienten, pflegende Angehörige, professionell Pflegende, Kommunen & Verbände, Kostenträger & Pflegemanagement.
Die Projektverantwortliche des CARE Klima-Index 2018 Stefanie Hollhaus schlussfolgert: “Die Stimmung in der Pflegebranche ist im Vergleich zum Vorjahr weiter abgekühlt” (Deutscher Pflegetag, 2019).
Der Index im Pflegesektor hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Punkte verschlechtert – trotz Pflegepersonal- Stärkungsgesetz und Konzertierte Aktion Pflege.
Die Veränderungen kommen bei der Pflege nicht an
Andreas Westerfellhaus, Staatssekretär und Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung überraschen die zumeist kritischen Ergebnisse, “stehe doch die Pflege ganz oben auf der politischen Agenda”. Für ihn bleiben die Fachkräftegewinnung und eine langfristige Berufsbindung zentrale Themen, die im Pflegealltag spürbare Verbesserungen erreichen müssten”. Zudem brauche es eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Pflege, um den gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. “Nur so werden wir erreichen, dass die Pflege in Zukunft in der Gesellschaft als das wahrgenommen wird, was sie ist – ein verantwortungsvoller und hochprofessioneller Beruf auf Augenhöhe mit den anderen Gesundheitsberufen“, so Andreas Westerfellhaus.
Das sind die Ergebnisse im Einzelnen:
Wahrgenommener Stellenwert des Pflegeberufs sinkt weiter: im Vergleich zum Vorjahr sinkt der Stellenwert der Pflege in allen Sektoren (ambulant, stationär, Klinik) nochmals um 10 Prozentpunkte in der Gegenüberstellung mit anderen Berufsgruppen.
Wahrgenommener Stellenwert von Pflege in der Politik sinkt ebenfalls: im Vergleich zum Vorjahr wird der Stellenwert von “Pflege” bei Politikern von etwas mehr Befragten (+5%) als niedriger eingestuft. Mit 74% geben fast 3/4 der Befragten an, dass sie den Stellenwert als niedriger einschätzen würden (2017: 69%). Die Pflege äußert sich – im Vergleich zu den restlichen Befragten – auf einem weiterhin negativen Spitzenniveau mit 85% (2017: 89%). Auch die Ärzte geben hier im Vergleich zum Vorjahr ein deutlich schlechteres Urteil ab: Waren es 2017 noch 49%, die den Stellenwert von Pflege in der Politik als „niedriger“ erachten, so sind es in 2018 bereits 60%.
Qualität der Pflegeversorgung wird weiterhin als mittelmäßig empfunden: Wie im Vorjahr auch wird die Qualität der Pflegeversorgung aus mehrheitlicher Sicht der Befragten als mittelmäßig eingestuft.
Zukünftige Qualitätssicherung der Pflegeversorgung wird angezweifelt: wie bereits in 2017 glauben 42% der Befragten daran, dass die Pflegeversorgung zukünftig nur teilweise sichergestellt werden kann. 46% geben in 2018 hierzu ein klares „Nein“ an (2017: 42%). Kostenträger schauen im Vergleich zum Vorjahr düsterer in die Pflegezukunft. Während 2017 nur 17% ein „Nein“ angaben, verneinen in 2018 immerhin 30%.
Auch die Patientensicherheit ruft Skepsis hervor: jeder zweite Befragte sieht die Patientensicherheit in allen Sektoren der Pflege (ambulant, stationär, Klinik) nur teilweise gewährleistet. Im Vorjahresvergleich geben mehr Befragte für die ambulante Pflege eine niedrige Patientensicherheit an. Dieses Resultat ist vor allem auf eine negativere Beurteilung innerhalb der Zielgruppe „Pflege“ zurückzuführen (2017: 28% niedriger; 2018: 36% niedriger).
Arbeitsbedingungen werden im Jahresvergleich als noch schlechter empfunden: Insgesamt wächst der „schlechte“ Wert für die Arbeitsbedingungen der Pflegefachpersonen um fast 10% (2017: 51% und 2018: 60%). Pflegefachkräfte antworten relativ gleichbleibend mit 57% „Schlecht“ (2017: 52%). Die akademisierte Pflege gibt im Jahresvergleich weniger häufig eine schlechte Beurteilung für ihre Arbeitsbedingungen: 2017 78% „schlecht“ und 2018 59% „schlecht“. Angehörige leiden sozusagen mit den Pflegekräften – sie geben im Wellenvergleich mit 68% noch einmal wesentlich häufiger die Beurteilung „schlecht“ ab (2017: 38%) – ein Plus von 30%.
Personalsituation: 77% der Pflegefachkräfte und 89% der akademisierten Pflege/Management verneinen die Frage, ob die personelle Ausstattung den gegenwärtigen Anforderungen gerecht wird. 76% aller Befragten glauben nicht, dass der Bedarf in den kommenden 10 Jahren gedeckt werden kann: während diese negative Äußerung innerhalb der Pflege mit 87% vorherrscht, sehen das die Kostenträger, aber auch die Pflegebedürftigen selbst auffallend positiver: 54-58% geben ein Nein an und immerhin 15% votieren hier mit einem klaren „Ja“.
Überleitungsmanagement schwankt in der Wahrnehmung zwischen mittelmäßig bis problematisch: die Versorgung an den Schnittstellen zwischen der akut-stationären und Langzeitversorgung von Pflegebedürftigen wird im Jahresvergleich von fast allen Zielgruppen deutlich schlechter bewertet. Das Überleitungsmanagement wird vor allem von den Kostenträger als problematisch betrachtet.
Wahrgenommene Beratungsqualität zur pflegerischen Versorgung birgt Selbstüberschätzung: Im Gesamtvergleich aller Gruppen erhält die Pflege mit 40% am häufigsten die Bewertung „gut“, wenn es um die Beratungsqualität zur pflegerischen Versorgung in Deutschland geht. Die breite Masse bewertet die Beratungsqualität als weit weniger gut.
Hohe persönliche Einschränkungen durch häusliche Pflegesituation: alle Befragten, die im privaten Umfeld selbst einen Angehörigen pflegen, erleben persönlich teilweise sehr hohe Einschränkungen – mental, wirtschaftlich, beruflich und familiär.
Positive Resonanz zur Ausweitung der Pflegeversicherung: 86% stimmen für eine Ausweitung der Leistungen zur Pflegeversicherung. Mehr als 3/4 der Befragten wären bereit, dafür einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung zu bezahlen.
Der Pflegetag. (2019, 16 Januar). Die Stimmung in der Pflege wird frostiger. [Pressemeldung]. Abgerufen von http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2015&Sort=3&nr=72297&pos=15&anz=177