Konzertierte Aktion Pflege mit vorerst drei Pilotprojekten gestartet

Wie wir am 19.08.2018 auf unserem Blog berichtet haben, sollen im Rahmen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) 13.000 Pflegekräfte mehr für stationäre Pflegeeinrichtungen hierzulande gewonnen werden. Damit diese zusätzlich finanzierten Stellen auch tatsächlich besetzt werden können, haben drei Bundesministerien (BMG, BMFSFJ, BMAS) und der Arbeitgeberverband Pflege insgesamt drei koordinierte Pilotprojekte etabliert (siehe Ärztezeitschrift vom 13.08.2018):

  1. Pflegekräfte aus dem Ausland: Unter Koordination von BMG und BMAS sollen in einem laufenden Projekt bis zu 15.000 ausländische Pflegefachkräfte für die Versorgung in Deutschland gewonnen werden. Dafür wird auf Bundesebene eine zentrale Anerkennungsstelle installiert. Daneben wird eine Koordinierungsstelle eingerichtet, welche Rekrutierungsagenturen zertifiziert, für schnelle Visa-Erteilungen sorgt und die Sprachförderung für die ausländischen Pflegekräfte organisiert.
  2. Weiterbildung von Pflegehilfskräfte für Fachkraftaufgaben: Es sollen im Rahmen einer Qualifizierungsoffensive für die medizinische Behandlungspflege in Altenheimen insgesamt 15.000 Pflegehilfskräfte qualifiziert werde. Die Maßnahme sieht ein Training im Umfang von 188 Stunden mit einer abschließenden Prüfung vor. Die Projektkoordination ist beim BMG und BMAS angesiedelt. Für die Qualifizierungsmaßnahmen sollen insgesamt 36. Mio EUR, das sind 2.400 EUR pro Pflegekraft aufgebracht werden.
  3. Weiterbildung von medizinischen und pflegerischen Assistenzberufen für Fachkraftaufgaben: Hiermit sollen weitere Personengruppen wie z. B. Ergo- und Physiotherapeuten, Heilerziehungspfleger und Sozialassistenten für Tätigkeiten im Bereich der Altenpflege gewonnen und anerkannt werden. Auch diese Berufe sollen in der medizinischen Behandlungspflege qualifiziert werden.

Es tut sich etwas in der Pflege. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, muss viel unternommen werden – allerdings nicht um jeden Preis!

Behandlungspflegerische Tätigkeiten sind in unseren Augen mehr als nur SGB-V-Leistungen, wie bspw. die Verabreichung und Überwachung der Medikation und Verbandswechsel). Pflegefachkräfte haben in der Regel in ihrer dreijährigen Ausbildung weitere Inhalte erworben, die nicht durch ein 188 Stunden umfassendes Training vermittelt werden können:

  • fundiertes Wissen um Krankheitsbilder, Krankheitsursachen und deren Vermeidung
  • fundiertes Wissen, um Bewohner/innen zu gesundheitsförderndem Verhalten anzuregen und anzuleiten
  • diverse Pflege- und Betreuungskonzepte
  • verschiedene Pflegetechniken und deren Anwendung
  • Mitwirkung bei der medizinischen Diagnostik und Therapie
  • institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen der Altenpflege
  • Mitwirkung an qualitätssichernden Maßnahmen etc.

Des Weiteren fehlen Untersuchungen im Rahmen der Versorgungsforschung, welche die Pflegequalität bei den Pflegeempfängern messen und zwar im Zeitverlauf vor und nach der Umsetzung der Pilotprojekte.