Mundpflege in der Altenpflege: Tipps für Pflegekräfte

Mundgesundheit

Mundgesundheit bedeutet, eine Vielzahl an Nahrungsmitteln essen und deutlich sprechen zu können. Auch ein selbstbewusstes Lächeln, Schmerzfreiheit und ein frischer Atem gehören defintionsgemäß zur Mundgesundheit dazu. Mundgesundheit trägt wesentlich zur Lebensqualität bei und ist Voraussetzung dafür, dass wir uns gesund und wohl fühlen.

Mundgesundheit von Pflegebedürftigen

Erkrankungen des Mundes und der Zähne sind in Deutschland weit verbreitet – vor allem bei älteren Menschen. Denn mit steigendem Alter bildet sich das Zahnfleisch zurück. Die freiliegenden Zahnhälse werden anfälliger für Karies. Zudem führen lockere und fehlende Zähne, schlecht sitzende Zahnprothesen oder die falsche Prothesenpflege zu Problemen beim Essen, schmerzhaften Druckstellen oder Entzündungen.

Ein Sechstel der in Alten- und Pflegeheimen versorgten Älteren empfinden Mundgesundheitsprobleme, die das tägliche Leben beeinträchtigen. Etwa jeder fünfte ältere Mensch hat mindestens einen unversorgten kariösen Zahn. Fast jeder fünfte frei liegende Zahnhals ist durch Wurzelkaries geschädigt.

Pflegebedürftige haben oftmals einen trockenen Mund, etwa weil sie wenig trinken oder wegen bestimmter Medikamente nicht genug Speichel produzieren. Ein trockener Mund verursacht Probleme beim Schlucken, schwächt die Abwehrkräfte der Zunge, verursacht Mundgeruch und stört den Geschmackssinn. Bei pflegebedürftigen Menschen, die nicht gut kauen können oder hauptsächlich über den Mund atmen, können sich schmerzhafte Verkrustungen auf der Zunge bilden.

Mundpflege in der Altenpflege

Bist du häufig in verschiedenen Pflegeeinrichtungen eingesetzt, wie zum Beispiel Altenpfleger in der Zeitarbeit, hast du sicherlich bemerkt, dass der Mundpflege nicht überall die notwendige Priorität im Vergleich zu anderen Pflegetätigkeiten zugemessen wird. Als Pflegekraft steht es aber in deiner Verantwortung, im Rahmen deiner professionellen Aufgaben für die Mundgesundheit der Pflegebedürftigen zu sorgen.

Es ist wichtig, dass du Mundpflege fachlich korrekt durchführen kannst, vor allem deshalb, weil zwei Drittel aller Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner aktive Unterstützung bei der Zahn- und Prothesenpflege benötigen. Es gibt einige Dinge, die bei der Mundpflege in der Altenpflege zu beachten sind. Wir fassen die wichtigsten Aspekte hier für dich zusammen. Dabei orientieren wir uns hauptsächlich am Ratgeber “Mundpflege. Praxistipps für den Pflegealltag” des Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP):

Zähne putzen

Die Zahnreinigung ist ein besonders wichtiger Teil der Mundpflege. Auf den Zähnen bildet sich Zahnbelag. Wird er nicht regelmäßig entfernt, kann das zu Karies, Mundgeruch oder entzündetem Zahnfleisch führen. Daher sollten die Zähne mindestens zweimal am Tag geputzt werden.

Das Vorgehen bei jeder Zahnpflege ist gleich:

1. Putze die Innenseiten der Zähne.
2. Putze die Außenseiten der Zähne.
3. Putze die Kauflächen.

• Putze vom Zahnfleisch zum Zahn hin.
• Motiviere den pflegebedürftigen Menschen, wenn immer möglich, zum eigenständigen Zähneputzen.
• Ist ein Aufstehen nicht möglich, richte die Person auf und reiche Zahnbürste, Zahnputzbecher und eine Schale an. Halte ein Handtuch bereit.
• Falls die oder der Pflegebedürftige Unterstützung benötigt und nicht mit einer elektrischen, sondern einer Handzahnbürste gebürstet wird, verwende möglichst eine dreiköpfige Zahnbürste.
• Musst du als Pflegekraft oder Pflegefachkraft die Zahnpflege übernehmen, umfasst du von hinten den Kopf des aufgerichteten Pflegebedürftigen. Stütze mit der einen Hand den Unterkiefer und ziehe die Lippen und Wangen zurück. Mit der anderen Hand bürstest du Innenseiten, Außenseiten und Kauflächen der Zähne.
• Die pflegebedürftige Person schließt den Mund und verweigert die Zahnreinigung? Kläre in Ruhe über die Notwendigkeit der Zahnpflege auf. Wird auch dann keine Bereitschaft gezeigt, lege den Daumen zwischen Zahnfleisch und Unterlippe. Drücke leicht nach unten, um den Mund zu öffnen. Um den Mund offen zu halten, legst du eine Kompresse, ein gerolltes Tuch, eine Mundstütze oder einen Flaschenkorken zwischen die obere und untere Zahnreihe.

Zunge reinigen

Das Reinigen der Zunge ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil einer jeden Mundpflege in der Altenpflege. Denn: Auf der rauen Oberfläche der Zunge können sich Bakterien und Pilze ansiedeln. Das widerum verursacht Mundgeruch, Schmerzen, Infektionen oder Schluckprobleme. Beim Zähneputzen werden die Keime auf der Zunge nur teilweise entfernt. Daher empfiehlt es sich, die Zunge zweimal täglich jeweils nach dem Zähneputzen mit einem Zungenschaber zu reinigen:

• bewege den Zungenschaber vorsichtig von hinten zur Zungenspitze
• Zungenschaber nicht zu tief einführen um Würgereiz zu verhindern
• Mund mit lauwarmem Wasser oder einem Mundpflegemittel ausspülen

Lippenpflege

Die Lippen gehören zu den äußeren Schleimhäuten. Sie sind vor äußeren Einflüssen schlechter geschützt als der Rest unserer Haut. Deshalb sind sie besonders empfindlich. Ist Lippenpflege kein wesentlicher Teil der Mundpflege in der Altenpflege, kann das leicht zu trockenen Lippen und Rhagaden führen.

• Lippen und Mundwinkel nach dem Zähneputzen mit einem Lippenpflegestift oder einer fetthaltigen Salbe pflegen
• bei rissigen Lippen mehrmals täglich Panthenolsalbe verwenden

Mundschleimhaut pflegen

Beobachte bei jeder Mundpflege unbedingt die Mundschleimhaut. Das ist deshalb so wichtig, weil pflegebedürftige Menschen häufig Probleme mit der Mundschleimhaut haben. Ursachen dafür sind Mundtrockenheit, Entzündungen durch Bakterien und Pilze oder schlecht sitzende Zahnprothesen.

Schleimhaut pflegen, wenn der Mund sehr trocken ist

• für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen
• wasserhaltige Lebensmittel wie Gurke, Melone oder Suppe anreichen
• Mund mit einem feuchten Mulltupfer auswischen,
• regelmäßige, gründliche Mundhygiene durchführen

Schleimhaut pflegen, wenn sie entzündet ist

• weiche oder pürierte Speisen anreichen
• scharfes, saures oder knuspriges Essen vermeiden
• bei Schmerzen Eiswürfel zum Lutschen anbieten
• Mundspülungen mit Kamillen-, Salbei- oder Ringelblumentee
• Mund mit einem feuchten Mulltupfer auswischen
• regelmäßige, gründliche Mundhygiene durchführen

Zahnprothesen pflegen

Ebenso wichtig, wie die Pflege der natürlichen Zähne, ist die Pflege der Zahnprothesen. Hier können sich ebenfalls Bakterien festsetzen und zum Beispiel Mundgeruch und Entzündungen verursachen.

Prothese entnehmen

• Mund mit warmem Wasser ausspülen, um die Prothese zu lockern
• Prothese mit Daumen und Zeigefinger greifen und vorsichtig wackeln
• Lege vorsorglich ein Handtuch in das Waschbecken, damit die Prothese beim versehentlichen Fallenlassen weich fällt.

Prothese reinigen

• Prothese einmal täglich gründlich unter fließendem Wasser mit einer Prothesenbürste reinigen sowie nach den Mahlzeiten
• Prothese dreimal in der Woche für etwa 15 Minuten in einer verschlossenen Prothesendose mit einer Reinigungstablette reinigen

Prothese einsetzen

• Mund ausspülen, um Essensreste oder Haftcreme-Reste zu entfernen
• Mund auf Druckstellen und andere Verletzungen untersuchen
• Prothese vor dem Einsetzen mit Wasser abspülen, damit sie besser hält
• Haftcreme immer dünn auftragen
• Prothese mit Daumen und Zeigefinger greifen
• Hinterkopf stützen
• Achte darauf, Lippen und Wangen nicht einzuklemmen
• Prothese fest andrücken, damit sie gut im Mund sitzt oder fest zubeißen lassen
• Achte darauf, dass Prothesen regelmäßig getragen werden, um Verformungen des Kiefers zu vermeiden

Prothese aufbewahren

• Teilprothese nach der Reinigung über Nacht im Mund belassen
• Vollprothese über Nacht trocken in einer offenen Prothesendose aufbewahren

Mundpflege ist eng verbunden mit Mundgesundheit. Wird die Mundpflege nicht oder nicht richtig durchgeführt, können Probleme mit der Mundgesundheit entstehen. Wir hoffen, dass unsere Zusammenfassung “Mundpflege in der Altenpflege” dazu beitragen hat, dein Wissen zu erweitern oder aufzufrischen.