Neues Projekt zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege
Vergangenen Mittwoch dem 19.10.2018 wurde auf einer Veranstaltung des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung die Ausschreibung eines neues Projektes zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege auf europäischer Ebene bekannt gemacht.
Damit versucht die Bundesregierung initial gegen die teils schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege entgegenzutreten, die höchstwahrscheinlich die Ursache für die deutlich überdurchschnittliche Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage in diesen Berufen sind. Die oft schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege sind ein Hauptgrund für den Fachkräftemangel. Mit den Projektergebnissen sollen kleine und mittelständische Pflegeeinrichtungen bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen langfristig unterstützen werden. Dabei soll ein Schulungskonzept für Mitarbeitende mit Führungsverantwortung entwickelt werden. Diese sollen durch Schulungen dazu befähigt werden, bewährte Instrumente zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in ihren Unternehmen zu implementieren. Dabei werden die betroffenen Unternehmen intensiv beraten und unterstützt. In einem weiteren Los wird die Evaluierung der durchgeführten Verbesserungsprozesse vergeben.
Staatssekretär Andreas Westerfellhaus fordert in der Pflege zu mehr Mut und Kreativität bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen auf und kündigte ein eigenes Projekt zur Förderung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege an. Denn will man Fachkräfte in Altenpflege und Krankenhäusern gewinnen und halten, bedarf es attraktiver Arbeitsbedingungen, sonst verlaufen alle anderen Bemühungen im Sande.
„Es ist beeindruckend, dass Pflegeeinrichtungen, die ihre Mitarbeiter wertschätzen und ihnen gute Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellen, kaum Probleme mit dem Fachkräftenachwuchs haben“, fasst Staatssekretär Westerfellhaus den Tag zusammen. „Aber vielen Pflegeanbietern gelingt es offenbar nicht, in der täglichen Arbeit gute Arbeitsbedingungen umzusetzen.“ (BMG 2018)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärt in seiner Rede: „Die Zukunft der Pflege steht und fällt mit den Arbeitsbedingungen. Gute Arbeitsbedingungen sind das A und O, damit Pflegekräfte gern in ihrem Beruf bleiben und sich mehr junge Menschen für diesen wichtigen Beruf entscheiden. Dazu gehören verlässliche Dienstpläne, ausreichend Kollegen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, betriebliche Gesundheitsförderung, mehr Wertschätzung und eine angemessene Bezahlung.“ (BMG 2018)
Was genau gute Arbeitsbedingungen ausmacht, stellte Herr Prof. Dr. Thomas Klie anhand von 14 „Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Personalarbeit in der Langzeitpflege“ dar. Die geladenen Pflege-Experten aus ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen schilderten dazu ihre Erfahrungen in der Praxis: Gute Arbeitsbedingungen entstehen nicht von alleine und über Nacht. Sie erfordern oft harte Arbeit, hoch qualifizierte und motivierte Führungskräfte, Mut und Beharrlichkeit.
Die 14 Schlüsselfaktoren wurden von Expertinnen und Experten aus der Personal- und Sozialwirtschaft in Form einer Arbeitshilfe veröffentlicht (AGB Sozialforschung 2017) und sind:
- (Vor allem) Frauen brauchen Arbeitszeit- und Lebenszeitmodelle
- Auf die Dienstplangestaltung muss Verlass sein
- Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance
- Die Attraktivität des Berufsfelds Langzeitpflege steigern – durch Inhouse-Trainings und Qualifizierungsangebote zur Aus-, Fort- und Weiterbildung
- Neues Wissen muss man auch anwenden können
- Gute Arbeit braucht gute Führung
- Bürokratie und Kontrolle zurückfahren
- Attraktive Vergütung als Voraussetzung für die Zukunft der Langzeitpflege
- Assistenzberufe als eigenständige Berufsfelder etablieren
- Stabile Arbeitsplätze anbieten – existenzsichernd und armutsfest
- Gesundheitsförderung: Es geht um mehr als um Rückenprobleme
- Arbeitsplätze gendersensibel gestalten
- Ältere Beschäftigte gezielt fördern
- Primär lokal und regional: der Arbeitsmarkt für die Langzeitpflege.