Norovirus-Ausbruch: das solltest du als Pflegekraft wissen

Noroviren verbreiten sich besonders in der kalten Jahreszeit. Die Infektion führt zu einer Entzündung des Magen-Darm-Traktes. Menschen mit einer Norovirus-Infektion sind sehr ansteckend. Vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Pflegeheime und Krankenhäuser, kommt es deshalb oft zu einem Norovirus-Ausbruch. Besonders anfällig sind Menschen ab dem 70. Lebensjahr. Größere Ausbrüche sollten deshalb unbedingt vermieden werden. Welche Maßnahmen du als Pflegekraft ergreifen solltest und wie sich die weitere Ausbreitung verhindern lässt, erfährst du hier.

Norovirus: kleines Virus mit großer Wirkung

Noroviren verursachen etwa jede zweite Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis) bei Erwachsenen. Die Krankheitserreger grassieren gerade in den Herbst- und Wintermonaten. Die Viren zerstören die Schleimhäute unseres Verdauungstraktes. Dadurch kann die aufgenommene Nahrung nicht richtig verdaut werden. Weil unverdaute Nahrung viel Wasser bindet, wird der Stuhlgang flüssig. Die Norovirus-Gastroenteritis kann zu starken Durchfällen und schwallartigem heftigen Erbrechen mit einem erheblichen Flüssigkeitsverlust führen. Häufig kommt es auch nur zu Erbrechen oder Diarrhöe. Wen es erwischt, erlebt ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen und Mattigkeit. Schwere Verläufe und Komplikationen kommen überwiegend bei älteren Menschen vor. Falls du dich auch angesteckt hast, erfährst du hier, was dich schnell wieder auf die Beine bringt.

Norovirus-Ausbruch: so werden die Viren übertragen

Noroviren sind äußerst widerstandsfähig und deshalb leicht übertragbar. Besonders schnell verbreitet  sich die Infektion in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Pflegeheime und Krankenhäuser. Für eine Infektion reichen nur wenige Viren aus. Die Übertragung findet fäkal-oral statt. In der Regel werden kleinste Mengen von Stuhl oder Erbrochenem einer erkrankten Person über den Mund aufgenommen. Die Viren können entweder durch den direkten Kontakt mit Erkrankten übertragen werden oder wenn mit Noroviren belastete Gegenstände oder Nahrung in den Mund genommen werden. Eine Übertragung der Viren findet auch über die Luft statt.

Norovirus-Gastroenteritis: Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, beträgt circa sechs bis 50 Stunden. Besonders während der akuten Erkrankung sind Menschen mit einer Norovirus-Gastroenteritis hochansteckend. Gerade in dieser Zeit sollten Maßnahmen ergriffen werden, um der weiteren Verbreitung entgegenzuwirken. Etwa zwei Tage nachdem die Beschwerden aufgehört haben, sinkt die Ansteckungsgefahr. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass Noroviren in der Regel noch sieben bis 14 Tage über den Stuhl ausgeschieden werden können. Daher ist die sorgfältige Sanitär- und Händehygiene auch nach der akuten Phase dringend weiter erforderlich.

Norovirus-Ausbruch: mit diesen Maßnahmen kannst du die weitere Verbreitung verhindern

Es gibt keinen Impfstoff gegen Noroviren. Weil die Krankheitserreger sehr leicht übertragen werden, ist die Prophylaxe nicht einfach. Mit diesen Maßnahmen lässt sich der weitere Norovirus-Ausbruch aber gut verhindern:

Präventive Maßnahmen

  • konsequente Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln

Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen

Diese Maßnahmen zum Schutz der Bewohner:innen und Patient:innen sollten bei einem begründeten Verdacht sofort eingeleitet werden:

  • Absonderung der erkrankten Personen, Kohortenisolierung/-pflege,
  • Tragen von Handschuhen, Schutzkittel und geeigneter Mundschutz zur Vermeidung einer Infektion im Zusammenhang mit Erbrechen,
  • konsequente Händehygiene, Händedesinfektion,
  • Desinfektion von patientennahen Flächen, Toiletten, Waschbecken, Türgriffen (Präparate mit dem Wirkbereich “begrenzt viruzid PLUS” oder “viruzid”).

Maßnahmen bei Ausbrüchen

Wenn die typische Symptomatik und die epidemiologischen Merkmale auf eine Norovirus-Infektion hindeuten, sollten aufgrund der epidemischen Potenz präventive Maßnahmen rasch und konsequent ergriffen werden, auch ohne die Bestätigung durch virologische Untersuchungen abzuwarten:

  • Isolierung der Erkrankten in einem Zimmer mit eigenem WC (ggf. Kohortenisolierung),
  • Unterweisung der Erkrankten und des Personals hinsichtlich korrekter Händehygiene (Händedesinfektionsmittel mit dem Wirkbereich “begrenzt viruzid PLUS” oder “viruzid”),
  • Pflege mit Einweghandschuhen, Schutzkittel und ggf. geeignetem Atemschutz zur Vermeidung einer Infektion im Zusammenhang mit Erbrechen,
  • Durchführung einer sorgfältigen Händehygiene nach Ablegen der Einweghandschuhe und vor Verlassen des Isolationszimmers (Händedesinfektionsmittel mit dem Wirkbereich “begrenzt viruzid PLUS” oder “viruzid”) ,
  • tägliche (in Sanitärbereichen ggf. häufigere) Wischdesinfektion aller patientennahen Kontaktflächen inkl. Türgriffen mit einem (Flächendesinfektionsmittel mit dem Wirkbereich “begrenzt viruzid PLUS” oder “viruzid”),
  • kontaminierte Flächen (z. B. mit Stuhl oder Erbrochenem) sofort nach Anlegen eines Atemschutzes gezielt desinfizierend reinigen,
  • Pflegeutensilien personenbezogen verwenden und desinfizieren,
  • Bett- und Leibwäsche als infektiöse Wäsche in einem geschlossenen Wäschesack transportieren und mit einem chemo-thermischen Waschverfahren mit viruzider Wirksamkeit reinigen und desinfizieren,
  • Kontaktpersonen sind auf die mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch Kontakt oder virushaltige Tröpfchen beim Erbrechen hinzuweisen und in der korrekten Händedesinfektion zu unterweisen,
  • Minimierung der Patienten-, Bewohner- und Personalbewegung zwischen den Wohnbereichen und Stationen,
  • strenge Indikationsstellung bei akut Erkrankten hinsichtlich der Verlegungen innerhalb von stationären Bereichen, Altenheimen oder Gemeinschaftseinrichtungen. Die aufnehmende Institution ist vorab zu informieren.
  • Stationen oder Bereiche, die aufgrund eines Norovirus-Ausbruches für Neuaufnahmen von Patienten gesperrt waren, sollten unter Berücksichtigung der Inkubationszeit nach Auftreten des letzten Krankheitsfalles erst nach erfolgter Schlussdesinfektion wieder geöffnet werden.

Norovirus-Gastroenteritis: Meldepflicht gemäß IfSG

Dem zuständigen Gesundheitsamt müssen gemäß § 7 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) der direkte oder indirekte Nachweis von Norovirus, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet werden.

Des Weiteren ist gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 IfSG der Verdacht auf und die Erkrankung an einer akuten infektiösen Gastroenteritis meldepflichtig,

  • wenn die betroffene Person Umgang mit Lebensmitteln hat oder in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung (z.B. Küchen, Gaststätten) beschäftigt ist (siehe Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen), oder
  • wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.

Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen.