Pflege-Studie: Situation in Krankenhäusern während der COVID-19-Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat die Krankenhäuser Anfang des Jahres auf eine “harte Probe” gestellt. Doch wie gut waren Pflegekräfte auf den erwarteten Anstieg schwer kranker Covid-19-Patientinnen und Patienten tatsächlich vorbereitet? Diese Frage wurde jetzt für die Region Berlin-Brandenburg untersucht – nicht zuletzt, um Handlungsempfehlung für künftige Szenarien, wie eine „zweite Welle“ abzuleiten.
Studie an der ASH Berlin
Wie gut waren Pflegende in Kliniken in Berlin und Brandenburg auf den erwarteten Anstieg schwer kranker Covid-19-Patienten vorbereitet? Das wurde im April dieses Jahres von einem Team unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Gräske, Professor für Pflegewissenschaften und Leiter des Studiengangs Pflege an der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin untersucht. Mittels Befragung sollten bislang fehlende systematische Informationen zur personellen und strukturellen Situation – aus dem Blickwinkel des Pflegemanagements – erhoben und Handlungsempfehlungen für künftige Szenarien, wie eine „zweite Welle“, abgeleitet werden.
Mittels einer Online-Erhebung wurden die Pflegedienstleistungen (PDL) von insgesamt 99 Kliniken in Berlin und Brandenburg zu ihren aktuellen Herausforderungen und Ressourcen befragt. Etwa 31 Prozent haben an der Umfrage teilgenommen – das waren 31 Krankenhäuser (18 in Berlin und 13 in Brandenburg).
Ergebnisse und Empfehlungen
Gefragt wurde nach strukturellen Kapazitäten und vorgenommenen Anpassungen, der Personalsituation, Schutzausrüstung und Schulungsmaßnahmen mit folgenden Ergebnissen:
Strukturelle Kapazität
Für die Mehrzahl der befragten PDL verlief die Einrichtung von Teststationen an Kliniken weitestgehendst problemlos. Auch konnten zusätzliche Isolations- und Beatmungskapazitäten innerhalb kürzester Zeit unproblematisch geschaffen werden. Als teilweise problematisch wurden der Probentransport und die Ergebnisübermittlung zwischen den Teststationen und Laboren gewertet. Die klare Empfehlung hierzu lautet: mehr Digitalisierung schaffen.
Personalsituation
Etwa jedes zweite teilnehmende Krankenhaus gab an, über zu wenig Pflegepersonal zu verfügen. Auch die Umverteilung von Pflegepersonal innerhalb von Abteilungen (z.B. durch das Absagen nicht notwendiger Behandlungen) und andere Maßnahmen, konnten daran nichts ändern. Für die künftige Pandemieplanung sollten daher Strategien entwickelt werden, wie ohne größere Hürden Personal zwischen einzelnen Krankenhäusern bedarfsgerecht verteilt werden kann.
Schutzausrüstung
Engpässe im Bereich Schutzausrüstung hatte die Mehrzahl der Krankenhäuser laut Angaben nicht gehabt. Die Erfahrungen zeigen aber, dass eine Bevorratung nicht zuverlässig erfolgt, vor allem durch den Bezug aus dem Ausland. Es ist nötig, dass Krankenhäuser und zuständige Behörden in enger Abstimmung entsprechende Beschaffungsstrategien entwickeln, so die Empfehlung.
Schulungsmaßnahmen
Zur Vorbereitung des Personals auf die COVID-19-Pandemie hatte ein Großteil der befragten PDL Schulungen mit den Schwerpunkten Intensivpflege und Pflege von beatmungspflichtigen Patienten angeboten. In Zukunft könnte ein Personalpool mit Pflegenden, die zwischen peripheren Stationen und Intensivstationen rotieren, zuverlässig qualifizierte Fachkräfte sicherstellen. Mangelndes Basiswissen und damit Nachholbedarf wurde in den Schulungsthemen “Hygienemaßnahmen” und “persönliche Schutzausrüstung” festgestellt. Eine Ursache dafür könnte der Zeitdruck auf die Pflegekräfte und entsprechend reduzierte Vorsichtsmaßnahmen sein.
Studienleiter Prof. Dr. Johannes Gräske schlussfolgert:
„Die Krankenhäuser in Berlin und Brandenburg waren zum Zeitpunkt der Umfrage gut auf die Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie vorbereitet. Durch die im April geringer als erwartete Zahl behandlungspflichtiger Patientinnen und Patienten im Krankenhaus, reichten die Maßnahmen aus, um die Versorgung sicherzustellen.“
„Die Hinweise auf nicht ausreichendes Personal und Schutzausrüstung müssen jedoch zu einer deutlichen Abkehr vom bisherigen Ablauf führen. Nötig sind verlässliche Ansätze zur Personalgewinnung und Maßnahmen zur Vermeidung zusätzlichen Personalausfalls durch mögliche Infektionen. Darüber hinaus gilt es auch Strategien zu entwickeln, um dem grundsätzlichen Fachkräftemangel im Pflegeberuf entgegenzuwirken.“
„Ebenso ist zu überlegen, bestimmte Schulungsmaßnahmen zu Hygiene und Umgang mit Schutzausrüstung vermehrt in den Fokus der Pflegeausbildung bzw. des Pflegestudiums zu rücken.“
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