AOK-Pflege-Report 2017: Pflegeheimbewohner nehmen zu viele Psychopharmaka ein

Derzeit werden in Deutschland ca. 800.000 Menschen in Pflegeheimen versorgt (Statistisches Bundesamt 2017, S. 7). Nach dem am 05. April 2017 veröffentlichten Pflege-Report der AOK, werden Pflegeheimbewohnern zu viele Psychopharmaka verordnet.
Besonders betroffen sind Menschen mit Demenz, denn diese erhalten deutlich häufiger als Pflegeheimbewohner ohne Demenz mindestens ein Neuroleptika dauerhaft verordnet. Der Einsatz von Neuroloeptika bei Demenzerkrankten birgt Risiken, wie bspw. Stürze und sind häufig nicht notwendig. Wird in Schweden nur etwa jeder zehnte Pflegeheimbewohner mit Demenz mit Neuroloeptika therapiert, ist es hierzulande jeder zweite (Pflege-Report der AOK).

Laut der Münchner Heimaufsicht (2015) werden Psychopharmaka in den meisten Fällen wegen “Unruhe” verordnet. Damit dienen Psychopharmaka häufig dem Zwecke der Ruhigstellung. Interessanter Weise halten mehr als 80 % aller zum Psychopharmaka-Einsatz befragten Pflegekräfte diesen für angemessen (Pflege-Report der AOK). Vor dem Hintergrund des Personalmangels ist das nur allzu verständlich…

Übrigens:
Bei den Männern ab 65 Jahren wird etwa jeder Dritte an einer Demenz erkranken (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, S. 4), bei den gleichaltrigen Frauen sogar jede Zweite.