Post-Covid-Syndrom – Ein Mitarbeiter berichtet über seinen Alltag
Knapp über 50, Altenpfleger. Jörns Covid-19-Erkrankung verlief mit den klassischen Symptomen. Heute – fast zwei Monate später leidet er noch immer an den Folgen der Covid-Infektion. Er ist, wie viele andere auch, vom Post-Covid-Syndrom betroffen. Erfahre hier, wie sich Jörns Alltag gestaltet, was man bislang über das Post-Covid-Syndrom weiß und welche Hilfen es für Betroffene gibt.
Jörn ist unser Mitarbeiter. Er ist seit seinem letzten Einsatz in einem Hamburger Pflegeheim arbeitsunfähig. Dort – auf einem Wohnbereich ohne Covid – war er im Januar eingesetzt. Doch auch vor diesem Wohnbereich hat das Virus keinen Halt gemacht und die Bewohner- und Mitarbeiterschaft infiziert. Auch Jörn hat es erwischt. Er wurde am 26. Januar 2021 positiv auf Sars-Cov-2 getestet. Wir haben ihn nach dem Krankheitsverlauf und seinem Alltag mit dem Post-Covid-Syndrom befragt:
Frage: Wie hat sich die Infektion mit dem Corona-Virus anfangs bei dir geäußert?
Anwort Jörn: Ich hatte drei Tage lang überhaupt keine Symptomatik und dann ging das los mit Halsschmerzen und Schnupfen ohne Ende. Die Nase lief. Ab dem 4. Tag hatte ich erhöhte Temperatur. Da hatte ich 39,4° C. Mit Paracetamol-Zäpfchen hab ich das Fieber dann drücken können auf ca. 37,4 Grad. Interessanter Weise hatte ich immer morgens erhöhte Temperatur und am Abend ging sie dann runter. Kopfschmerzen hatte ich erst später. Gliederschmerzen begannen am 5. Tag und die halten bis heute an. Nach der Fieberphase ist mir das Atmen schwer gefallen. Ich konnte auch nicht mehr riechen und schmecken. Und ständig ist da dieser leichte Nebel. Ich bin kognitiv beeinträchtigt.
Frage: Hättest du gedacht, dass du so lange Zeit nach der Infektion noch immer nicht gesund bist?
Antwort Jörn: In keinster Weise. Ich dachte, das geht schnell wieder vorbei.
Frage: Wann hast du gemerkt, dass sich dein Gesundheitszustand nicht verbessert?
Antwort Jörn: Nach der Fieberphase, dachte ich, es geht bergauf. Das habe ich dann aber schnell wieder über Bord gekippt. Ab da an, habe ich gemerkt, wie schlecht Luft ich bekomme und das alles anstrengend ist. Weil auch der Husten nicht nachgelassen hat, hab’ ich gedacht: das ist etwas langwieriges…
Frage: Was sind aktuell die schlimmsten Symptome und wie sehr hat sich dein Alltag verändert?
Antwort Jörn: Ich fühle mich 30 Jahre älter als ich bin. Ich bekomme sehr schlecht Luft. Ich bin nach den einfachsten Tätigkeiten sofort erschöpft und nicht belastungsfähig. Dann habe ich starke Konzentrationsschwierigkeiten und bin vergesslich. Ich lese mal einen Artikel in ‘ner Zeitschrift und dann ist gut. Mehr schaffe ich nicht. Auch bin ich extrem kraftlos. Einen Tag geht’s mir etwas besser und dann denke ich, jetzt habe ich es geschafft. Aber am nächsten Tag haut’s mich wieder um. Ist zum kotzen.
Frage: Wie gestaltest du deinen Alltag mit diesen Symptomen?
Antwort Jörn: Seit der Erkrankung, kann ich keinen geregelten Ablauf hinkriegen und auch keine Alltag planen, weil ich nicht weiß, wie es mir später geht. Ich nehme mir viel vor, aber dann kippe ich alles über den Haufen, weil ich merke, ich bin heute nicht fit. Es ist ein ständiges Auf- und Ab. Hier mal einige Beispiele aus meinem Alltag: Ich steig aus dem Bett und setze mich erstmal in den Sessel um mich davon zu erholen. Letzte Woche habe ich mein Bad gereinigt. Ich habe die nächsten zwei Tage gebraucht, um mich von dieser Anstrengung zu erholen. Ich versuche einmal am Tag einen kleinen Spaziergang. Mehr ist aktuell nicht drin. Dann gehe ich öfters mit meiner Mutter einkaufen. Sie ist über 80 Jahre alt. Bevor ich krank geworden bin, musste sie sich vom Laden nach Hause immer mal wieder hinsetzen, um zu verschnaufen. Jetzt bin ich es, der um eine kurze Pause bitten muss.
Frage: Wovor hast du am meisten Angst?
Antwort Jörn: Ich habe Muffe vor Langzeitschäden und dass die Atemnot bleibt. Und auch davor, mich noch einmal zu infizieren. Denn, solange ich nicht gesund bin, werde ich nicht geimpft. Dann bin ich ja ein Arbeitstier und die Arbeit macht mir Spaß. Ich habe Angst davor, dass sich mein Zustand nicht verbessert und ich noch lange Zeit nicht arbeiten kann.
Was ist das Post-Covid-Syndrom?
Wie lange es dauert, sich von einer Sars-CoV-2-Infektion zu erholen, ist für jeden unterschiedlich. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von 12 Wochen vollständig und gelten als genesen. Doch circa 10 bis 20 Prozent der Infizierten zeigen Symptome, die noch Wochen oder sogar Monate nach der Genesung anhalten können. Dies wird als Post-Covid-Syndrom, “Langzeit-Covid” oder “Long Covid” bezeichnet.
Vom Post-Covid-Syndrom kann grundsätzlich jeder betroffen sein, der zuvor an Covid erkrankt ist. Selbst Menschen mit einem zunächst leichten Krankheitsverlauf können anhaltende oder späte Symptome haben. Noch ist unklar, ob die Beschwerden dauerhaft sind oder nach einer bestimmten Zeit wieder verschwinden. Ebenso wenig lässt sich bislang über die mittel- und langfristigen Folgen von Covid-19-Erkrankungen für die Betroffenen aussagen.
Symptome bei einem Post-Covid-Syndrom
Beim Post-Covid-Syndrom können sich die verschiedendsten Symptome zeigen. Die am häufigsten berichteten Langzeitsymptome sind extreme Müdigkeit (Fatique), Kurzatmigkeit, Husten, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Probleme mit dem Gedächtnis und der Konzentration, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Schwindel, Depression, hohe Temperaturen, Husten und Veränderungen des Geruchs- oder Geschmackssinns.
Behandlung und Unterstützung
Du bist vom Post-Covid-Syndrom betroffen? Dann befindest du dich sicherlich in (haus-)ärztlicher Behandlung. Falls nicht, dann wende dich an eine Ärztin oder einen Arzt deines Vertrauens! Er bespricht mit dir die Behandlung und Überwachung deiner Symptome, die du möglicherweise benötigst. Wenn die Symptome einen großen Einfluss auf dein Leben haben, wird dich deine Ärztin bzw. dein Arzt möglicherweise an eine spezialisierte Rehaklinik verweisen, die auf Langzeit-Covid spezialisiert ist. Das kann dir helfen, deine Symptome zu lindern und dich zu erholen.
Rund um die Behandlung haben sich sogenannte Post-Covid-Ambulanzen gebildet. Eine Auflistung findest du hier.
Darüber hinaus haben sich deutschlandweit Selbsthilfegruppen etabliert. Schließe dich Ihnen an, wenn du Austausch mit anderen Betroffenen suchst oder wenn du in wirtschaftliche Not geraten bist. Informationen zu lokalen und virtuellen Selbsthilfegruppen findest du hier.
COVID-19 verhindern
Der beste Weg, um diese Langzeitkomplikationen zu verhindern, ist die Vorbeugung vor COVID-19. Die besten Strategien zur Verhinderung einer COVID-19-Infektion bestehen weiterhin darin, an öffentlichen Orten eine Maske zu tragen, mindestens 1,5 Meter von anderen Personen entfernt zu bleiben (sofern möglich), häufig die Hände zu waschen und Menschenmassen und beengte oder schlecht belüftete Räume zu vermeiden.