Wer zahlt eigentlich, wenn du krank bist?

Krank zu sein ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch schnell teuer werden. Vom Arztbesuch über Medikamente bis hin zu Krankenhausaufenthalten – die Kosten summieren sich oft. Doch wer übernimmt diese finanziellen Belastungen? In Deutschland sorgt ein gut ausgebautes Gesundheitssystem dafür, dass du bei Krankheit nicht allein auf den Kosten sitzen bleibst. Dieser Beitrag beleuchtet unser Krankenversicherungssystem und analysiert die finanzielle Belastung von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat.

Wer zahlt eigentlich, wenn du krank bist?

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

In Deutschland sind über 90 Prozent der Bevölkerung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert. Arbeitnehmer, Studierende, Rentner und viele Selbstständige zahlen monatliche Beiträge, die einkommensabhängig berechnet werden. Diese Beiträge fließen in einen großen “Topf”, aus dem die Gesundheitskosten aller Versicherten gedeckt werden.

Wenn du krank wirst, übernimmt die Krankenkasse in der Regel:

  • Kosten für Arztbesuche (Haus- und Fachärzte),
  • Medikamente, die vom Arzt verschrieben wurden (mit einer Zuzahlung von meist 5–10 Euro pro Medikament),
  • Behandlungen und Therapien,
  • Krankenhausaufenthalte (du zahlst nur 10 Euro pro Tag, maximal für 28 Tage im Jahr).

Die GKV funktioniert solidarisch: Jeder zahlt entsprechend seines Einkommens, und die Leistungen stehen allen gleichermaßen zur Verfügung, unabhängig davon, wie viel sie eingezahlt haben.

Die private Krankenversicherung (PKV)

Rund 10 Prozent der Deutschen sind privat krankenversichert, vor allem Beamte, Selbstständige und Gutverdiener. Die private Krankenversicherung (PKV) funktioniert nach einem anderen Prinzip: Die Beiträge hängen nicht vom Einkommen ab, sondern von Alter, Gesundheitszustand und gewählten Leistungen.

Die PKV übernimmt in der Regel:

  • Kosten für Arztbesuche und Behandlungen,
  • Medikamente,
  • Krankenhausaufenthalte (oft mit Wahlleistungen wie Einzelzimmer oder Chefarztbehandlung).

Da die Leistungen individuell wählbar sind, kann der Schutz umfangreicher sein als in der GKV. Allerdings zahlst du als Privatversicherter viele Kosten zunächst selbst und bekommst sie anschließend von deiner Versicherung erstattet.

Krankheit. Wer zahlt was?

Aktuell wird die gesetzliche Krankenversicherung durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Der allgemeine Beitragssatz liegt bei 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens, wovon beide Parteien jeweils 7,3 Prozent tragen. Hinzu kommen Zusatzbeiträge, die individuell von den Krankenkassen festgelegt werden und ebenfalls paritätisch finanziert werden müssen.

Im Krankheitsfall:

  • Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber: Im Falle einer Arbeitsunfähigkeit zahlt der Arbeitgeber das Gehalt für sechs Wochen in voller Höhe weiter.
  • Krankengeld durch die Krankenkasse: Nach sechs Wochen übernimmt die Krankenkasse bis zu 70 Prozent des Bruttogehalts (maximal 90 Prozent des Nettogehalts).

Die finanzielle Belastung verteilt sich also weiterhin auf mehrere Schultern:

  • Arbeitnehmer tragen durch Beiträge und Zusatzkosten einen erheblichen Anteil,
  • Arbeitgeber leisten ihren Beitrag und sind für die Lohnfortzahlung verantwortlich,
  • der Staat greift unterstützend ein, z. B. für versicherungsfremde Leistungen wie die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern.

Belastung der Arbeitgeber: Fair oder zu hoch?

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist seit ihrer Einführung 1957 eine der wichtigsten sozialen Errungenschaften Deutschlands, wird in letzter Zeit von Arbeitgebern und Arbeitgeberverbänden aber zunehmend als finanzielle Belastung kritisiert – vor allem bei längeren Krankheitsausfällen oder während Grippewellen.

Zugleich müssen Arbeitgeber nicht nur Beiträge leisten, sondern auch mit Produktionsausfällen und zusätzlichen Kosten für Vertretungen umgehen.

Aktuell haben die Arbeitgeberaufwendungen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall ein Rekord-Niveau erreicht. Dafür haben nicht zuletzt die gestiegenen Lohnnebenkosten gesorgt. Vor dem Hintergrund eines weiteren Anstiegs der Krankenversicherungsbeiträge wird der Aufwand der Arbeitgeber für die krankheitsbedingte Entgeltfortzahlung voraussichtlich auch im Jahr 2025 auf ein neues Rekordniveau steigen.

Fazit: Sicherheit durch das Gesundheitssystem

Das deutsche Gesundheitssystem sorgt dafür, dass die Kosten für Krankheiten in den meisten Fällen abgedeckt sind – ob durch die GKV oder die PKV. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, doch eines ist sicher: Im Krankheitsfall bist du finanziell abgesichert. Das solidarische Prinzip der GKV und die individuellen Möglichkeiten der PKV bieten eine hohe Versorgungssicherheit.

Die paritätische Finanzierung sorgt für eine gerechte Lastenverteilung zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen. Allerdings stehen alle Beteiligten vor Herausforderungen wie die steigenden Gesundheitskosten, dem demografischen Wandel und der Frage nach der Finanzierung versicherungsfremder Leistungen.